Und somit haut der September dieses Mal gleich doppelt rein! Wie immer zum Auftakt des Berliner Kunstherbsts ist die ganze Stadt vom 9. bis 13. September 2020 im Berlin Art Week-Fieber, 55 Programmpartner:innen mit über 150 Austellungen und Veranstaltungen sind dabei. Dazu kommt dieses Mal auch das berühmte, sonst eigentlich nur am ersten Wochenende im Mai stattfindende Gallery Weekend Berlin, das nun aber auch vom 11. bis 13. September 2020 mit 48 teilnehmenden Galerien quer durch Berlin an den Start geht.
Ein buntes Kunst-Potpourri hält also mal wieder die Hauptstadt und ihr Kunstvolk in Atem. Aber jetzt bloß keine Panik! Bevor ihr vor lauter Auswahlqual in Freizeitstress geratet, kommen hier schon mal ein paar Highlights für euch und eure Kids.
Gruppenausstellung: Sommer mit Thikwa
Gallery Good, 27. August bis 25. September 2020
Schon vor dem großen Kunsttrubel der Berlin Art Week könnt ihr zu dieser tollen Ausstellung gehen: Die erst vor kurzem in der Merseburger Straße im Schöneberger Akazien-Kiez neu eröffnete Gallery Good mit besonderem Fokus auf Nachhaltigkeit, Fairness und Inklusivität zeigt seit dem 27. August Werke der Thikwa Werkstatt für Theater und Kunst.
Unter dem genialen Motto „Die Ausweitung der Kunstzone“ arbeiten in diesem 1998 als Werkstatt für Menschen mit Behinderung gegründetem Kompetenzzentrum für Kunst heute 44 Künstler:innen zwischen den Bereichen darstellende und bildende Kunst. Zeichnungen, Malerei, Grafiken, Plastiken, Stickerei, Masken und Wandteppiche – hier gibt es eine Menge großartiger Kunst zu sehen. Sogar eine Rakete!
Am 8. September 2020 eröffnet zudem Intransitiv, eine ortspezifische Rauminstallation der Designerin Mareike Lienau von LYK OBJECTS, die zeitgenössische Teppich- und Keramikkunst als Raumobjekte in völlig neue Kontexte stellt.
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Gallery Good
Merseburger Str. 3
10823 Berlin
Meine Highlights der Berlin Art Week 2020

Als „letztes Einhorn“ der Berliner Kunstmessen-Szene geht die POSITIONS Berlin vom 11. bis 13. September schon zum 7. Mal an den Start und beweist echtes Standvermögen (pun intended). Dazu gesellen sich in diesem Jahr die paper positions berlin (die Kunstmesse für „works on paper“, die eigentlich auch im Frühjahr sein sollte) und als Special Guest die photo basel, eine Messe für Fotokunst, die dort traditionell parallel zur Art Basel stattfindet.
Und als gäbe es noch nicht genug zu sehen, kommt in neuen Gewändern auch die FASHION POSITIONS dazu, die Kunst und Mode verbinden und erneut als Showcase für 20 Berliner Designer:innen fungieren soll. Unbedingt ein paar Snacks für die Kinder mitnehmen, Hangar 3 und 4 des Flughafen Tempelhofs laden nämlich mit insgesamt über 130 Austeller:innen zu einem tagesfüllenden Kunstvergnügen ein. Mehr Infos und Tickets gibt es hier.
Timo Miettinen sammelt seit seinem 15. Lebensjahr Kunst, so kam über die Jahre einiges an Werken zusammen und zeitgenössische Künstler:innen unterschiedlichster Generationen und Nationalitäten befinden sich heute in seiner Sammlung – Georg Baselitz, Louise Bourgeois, Leiko Ikemura oder Amoako Boafo sind hier nur ein paar der großen Namen.
Wie schön, dass er seine Schätze für die Öffentlichkeit zugänglich macht. Zur Berlin Art Week werden in den wunderschönen Räumlichkeiten des Salon Dahlmann in der Marburger Straße Werke der Abstrakten Kunst gezeigt, darunter z.B. Albert Oehlen und Eddie Martinez. Die Miettinen Collection kann vom 11. bis 13. September 2020 täglich von 12 bis 18 Uhr besucht werden. Zeitfenstertickets können hier reserviert werden.
Der Schweizer Künstler Marc Bauer, diesjähriger Preisträger des GASAG Kunstpreises, nimmt die Räume der Berlinischen Galerie für sich ein und lässt darin neue Narrative aus historischen Ereignissen und fiktiven Elementen entstehen – mit Installationen, Animationen und Sound, Papierarbeiten und Zeichnungen an den Wänden. Kids, don’t do this at home!
Für The Blow-Up Regime setzte er sich mit der Geschichte des Internets und seinen Auswirkungen auf Gesellschaft und Individuen auseinander. Alle Infos dazu findet ihr hier.
Alle Infos zur Berlin Art Week und das komplette Programm findet ihr hier.
Gruppenausstellung: Memories of NOW
Am Tacheles, 9. bis 13. September 2020

Willkommen zu Runde Zwei der vom Berliner in|pact mediaverlag initiierten Modern-Culture-Plattform art perspectives! Dass Frauen auch im Jahr 2020 in der Kunstwelt nach wie vor in der Unterzahl sind ist leider bekannt. Und nervt. Die Gruppenausstellung Memories of NOW macht Schluss mit männlicher Dominanz und zeigt unter dem Motto „Women in Art!“ ausschließlich Kunst von Frauen.
Kuratiert von Barbara Green und Lorena Juan, bringen hier acht Künstlerinnen in einem breiten Feld künstlerischer Medien wie Malerei, Skulptur, Videokunst, Performance, Sound, Textilarbeiten und Installation ihre ganz eigenen Perspektiven zu kollektiver und persönlicher Erinnerung ein: Die Künstlerin Egle Otto stellt beispielsweise traditionelle Geschlechterstereotypen in Frage, die US-Amerikanerin Nasheeka Nedsreal erforscht hingegen in ihren Performances Traditionen und Aberglaube. Sehr sehenswert, allein schon wegen des ikonischen Veranstaltungsortes! Kostenlos für einen Besuch anmelden kann man sich hier.
Lust auf eine Kunsttour mit Baby zu dieser Ausstellung? Das trifft sich gut! Denn am Freitag, dem 11. September 2020 findet dort eine Art Babes-Führung statt.
Am Tacheles
Oranienburger Str. 54
10117 Berlin
Ugo Rondinone: nuns + monks
Esther Schipper, 11. September bis 17. Oktober 2020
Als wegen Corona alle Kindergärten und Schulen geschlossen waren, gab es vielerorts eine schöne Aktion: Überall in Berlin haben Kinder kleine Steine bunt bemalt und als immer weiter wachsende Kette an Wege und Straßenränder gelegt und so in dieser schweren und oft tristen Zeit ein Zeichen der Gemeinschaft gesetzt.
Bunte Steine spielen auch im Werk des Schweizer Künstlers Ugo Rondinone eine immer wiederkehrende Rolle, seine neonfarbenen Steinberge Seven Magic Mountains in der Wüste von Nevada zum Beispiel sind ein Meisterwerk der Land-Art. Anlässlich des Gallery Weekends zeigt die Galerie Esther Schipper in der Ausstellung nuns + monks neue Skulpturen des Künstlers, die als spirituelle Figuren mit besonderer Farbe, Form und Materialität die Grenzen der Wahrnehmung von Innerem und Äußeren verschmelzen lassen.
Lust auf eine Kunsttour mit Kind zu dieser Ausstellung? Das trifft sich gut! Denn am Sonntag, dem 13. September 2020 findet dort eine Art Kids-Führung statt.
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Galerie Esther Schipper
Potsdamer Straße 81 E
10785 Berlin
Grit Richter: Mixed Feelings
Galerie Tanja Wagner, 11. September bis 31. Oktober 2020
Immer schon lag der Fokus in Tanja Wagners Galerie auf Kunst von Frauen. Aus Überzeugung, dass es an starken weiblichen Künstlerinnen nicht mangelt, setzt sie sich für einen inklusiveren und geschlechtergerechteren Kunstmarkt ein und hat es nun auf die Shortlist des alljährlichen VBKI Preis Berliner Galerien geschafft. You go girl!
Irgendwie logisch, dass zur terminlichen Superfusion der Berlin Art Week und des Gallery Weekends auch eine ihrer großartigen Künstlerinnen „a room of her own“ bekommt: Grit Richters Solo Show Mixed Feelings beschäftigt sich, wie es der Name der Ausstellung schon vermuten lässt, mit der großen Palette menschlicher Emotionen, die meistens eben nicht schön der Reihe nach, sondern gut und gern alle auf einmal als „gemischte Gefühle“ auftauchen.
Obwohl im Grunde widersprüchlich, kennen viele diesen Zustand der emotionalen Achterbahn, in der man alles gleichzeitig fühlt und nicht so recht definieren kann, welche Empfindung denn nun eigentlich welche ist. Und gerade als Mutter ist mir das nur allzu sehr vertraut. Diese Ausstellung ist vielleicht eine außergewöhnliche Gelegenheit, die Pluralität der Gefühle zuzulassen, sich selbst in den Gemälden und Skulpturen zwischen amorpher Abstraktion und menschlicher Figuration zu finden und sich dabei endlich verstanden zu fühlen.
Lust auf eine Kunsttour mit Kind zu dieser Ausstellung? Das trifft sich gut! Denn am Sonntag, dem 13. September 2020 findet dort eine Art Kids-Führung statt.
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Galerie Tanja Wagner
Pohlstraße 64
10785 Berlin
Tamina Amadyar: out of the blue
Galerie Guido W. Baudach, 11. September bis 31. Oktober 2020
Von Forbes zu den „30 under 30“ der Kunst gewählt zu werden ist schon ziemlich stark. Mit nicht mehr als zwei Farbtönen ein dennoch unglaublich leuchtendes Bild erschaffen zu können ist noch stärker! In ihren Arbeiten kombiniert Tamina Amadyar geometrische und organische Formen so dynamisch miteinander, dass sie zu lebendigen Farblandschaften werden. Durch die reduzierte Farbgebung auf neutralem, friedlichen Untergrund bekommen diese „Landschaften“ jedoch eine ungeahnte Tiefe, die einen in den Bann zieht. Neuer Anstrich für die Farbfeldmalerei, ein Paradebeispiel für moderne Abstrakte Kunst – don’t miss!
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Guido W. Baudach
Pohlstraße 67
10785 Berlin
Bitte denkt an eure Gesundheit und die eurer Mitmenschen: Tragt in geschlossenen Räumen eure Maske und haltet den Abstand von mindestens 1,50 Meter zu anderen ein. Informiert euch auch vorab über die Hygienemaßnahmen der Galerien und Institutionen und ob ihr vor eurem Besuch ein Zeitfensterticket buchen müsst. Be nice, take care!